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Text: Johannes R. Becher
Musik: Hanns Eisler (1898 - 1962)


Auferstanden aus Ruinen (Nationalhymne der DDR)

Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muß uns doch gelingen,
Daß die Sonne schön wie nie
Über Deutschland scheint,
Über Deutschland scheint.

Glück und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
Reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen,
Schlagen wir des Volkes Feind!
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
Daß nie eine Mutter mehr
Ihren Sohn beweint,
Ihren Sohn beweint.

Laßt uns Pflügen, laßt uns bauen,
Lernt und schafft wie nie zuvor,
Und der eignen Kraft vertrauend,
Steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben,
Unsres Volks in dir vereint,
Wirst Du Deutschlands neues Leben,
Und die Sonne schön wie nie
Über Deutschland scheint,
Über Deutschland scheint.


Der Text der Nationalhymne der DDR ist erstaunlich "versmaßkompatibel" mit dem "Lied der Deutschen", also der heutigen deutschen Nationalhymne. Tatsächlich regte auch Lothar de Maisière an, diesen Text zur Melodie von Haydn als Nationalhyme für das wiedervereinigte Deutschland zu verwenden. Damit wäre man den heute zweifelhaft klingenden Text von Hoffman von Fallersleben los geworden und hätte ein Stück positiver Erinnerung an die DDR bewahrt, denn schließlich war die Zeile "Deutschland, einig Vaterland" wesentliche Aussage während der "Vereinigungsdemonstrationen". Außerdem wurde der Text der Hymne in der DDR kaum gesungen, da er eben diese Zeile enthielt (kein ehemaliger Bürger der DDR, den ich fragte, kannte den Text der Hymne auswendig). Wie bekannt, wurde die Deutsche Nationalhymne aber trotz solcher Argumente und Bemühungen nicht geändert.

Hermann Kurzke schreibt dazu:

Erst heute stimmt jedes Wort

Genaugenommen steht in diesem 1949 zur Nationalhymne der DDR erklärten Text nichts von Sozialismus. [...]

Genaugenommen steht in der Hymne auch kein Wort von der DDR. Der Text will für ganz Deutschland geeignet sein. Die deutsche Teilung kommt nicht vor. Es handelt sich um eine Einheits-, nicht um eine Wiedervereinigungshymne. Das Wort "vereint" in der ersten und dritten Strophe und die Wendung "wenn wir brüderlich uns einen" beziehen sich auf die gemeinsame Arbeit und den Abbau sozialer Zwistigkeiten, nicht auf die nationale Teilung.

Johannes R. Becher hatte wenn nicht den fertigen Text, so doch seine Bausteine bereits im Moskauer Exil entwickelt. Schon in den dreißiger und vierziger Jahren erträumte er sich dort ein Ideal des wahren, ewigen Deutschland. [...]

(aus: Reich-Ranicki, Marcel (Hrsg.): ???. Kurzke, Hermann: Erst heute stimmt jedes Wort, S. 49)


Stefan Brix
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