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Stand: 2002-12-26 |
Bei den Müllbehältern, die Gegenstand dieser kurzen Untersuchung sind, handelt es sich um die neuen Typen zur Mülltrennung in die Fraktionen Glas, Papier und Restmüll. Die Behälter haben die Form eines stehenden dreieckigen, gleichseitigen Prismas, dessen Ecken aber stark angefast sind Sie enden oben im Stumpf einer dreiseitigen Pyramide, wobei sich die Fasen entsprechend fortsetzen, so dass die Dachfläche des Stumpfes ein gleichseitiges Sechseck ist.
Der Behälter ist äußerlich aus nichtrostendem Stahl gefertigt, die inneren Teilbehälter sind aus verzinktem Stahlblech. Die Seitenflächen des Prismas tragen kleine Plakate mit Aufschriften, welche Müllsorte jeweil eingefüllt werden soll. Die Einfüllöffnungen sind Kreisrunde Öffnungen in den Seiten des Pyramidenstumpfes. Die Dachfläche des Stumpfes ist als Aschenbecher ausgeführt.
Grundsätzlich ist es außerordentlich zu begrüßen, dass die Deutsche Bahn AG eine Mülltrennung vorantreibt, die mancher Kommune gut zu Gesicht stünde, daher richtet sich die hier vorgebrachte Kritik auch nicht gegen das zugrundeliegende Konzept, sondern vielmehr gegen die kleinen Fehler in der Ausführung, die die gesamte Gestaltung in der Funktionsanalyse schlicht laienhaft erscheinen lassen. - Verbesserungen sind auch nachträglich noch relatv einfach, kostengünstig und effektiv möglich, diese sollen im Anschluß an die Kritik aufgezeigt werden.
Der Erfolg einer Mülltrennung hängt wesentlich von der Trennschärfe zwischen den zugeführten Müllfraktionen ab. So ist etwa verunreinigtes Altpapier nicht zum Recycling geeignet. Zwar kann es der (Achtung! Euphemismus!) thermischen Verwertung zugeführt werden, doch scheint erstens die Nachhaltigkeit diese Verfahren zweifelshaft sowie der vorangegangene Aufwand der Trennung viel zu hoch. Daher muß für eine maximale Trennschärfe bereits beim Einwurf des Mülls gesorgt werden. - Genau dabei versagen die neuen Müllbehälter der DBAG.
Der Grund ist so einfach wie peinlich für die ausführenden Designer und für die Entscheider der DBAG: Während des Einwurfes selbst wird der Nutzer praktisch in seiner Entscheidung für die seinem Müll zugehörige Einwurföffnung allein gelassen, da die Beschriftung der jeweiligen Öffnung nur an den Seiten angebracht ist, und am Pyramidenstumpf selbst keine Unterscheidung mehr möglich ist. Lesbar ist die jeweilige Beschriftung aber nur bei einigem Abstand vom Müllbehälter. Hier wurde die Einwurfsituation offenbar gravierend fehleingeschätzt, denn der Nutzer nähert sich ja von einer beliebigen Seite dem Behälter, also in zwei Drittel der Fälle so, dass er die tatsächlich benîtigte Seite gar nicht sehen kann. Das bedeutet, dass der Müllbehälter zunächst umlaufen werden muß, um die passende Öffnung auszusuchen.
Diese Suchaufgabe kann insbesondere dann lästig werden, wenn der Nutzer nicht rechtzeitig mit der Suche begonnen hat oder aus anderen Gründen bereits nah am Behälter steht. - Er sieht nur das Dach (den Pyramidenstumpf) des Behälters, es präsentieren sich ihm drei gleichartige Öffnungen, er kann nicht erkennen, dass der Behälter die drei ôffnungen zum Zweck der Mülltrennung besitzt. - Genauso gut könnten alle ôffnungen in eine gemeinsame Kammer münden, das interne Funktionsprinzip wird dem Benutzer nicht vermittelt, es kommt massenweise zu Fehleinwürfen.
All dies geschieht ohne Absicht oder gar bösen Willen von Seiten des Benutzers und wäre leicht vermeidbar gewesen. Ein erster Ansatz hätte eine Beschriftung auf dem Dach des Behälters sein können, besser wären sicher unterschiedliche Formen der Öffnungen gewesen, die Entscheidung leicht machen. Die ôffnung für Papier hätte ein Schlitz sein müssen, der unmittelbar andeutet, dass flache Gegenstände - eben Papier - eingworfen werden sollen. Die Öffnung für Glas wäre wohl als runde ôffnung gut gewählt worden, da zumindest eine prototypische Flasche eine runde Grundfläche besitzt (auch wenn es Ausnahmen gibt). Schwieriger fällt dagegen die Entscheidung für die Form der ôffnung für den Restmüll, da die Vielzahl der einzuwerfenden Gegenstände kein Assoziation zu einer geeigneten ôffnung zuläßt. - Wie auch, handelt es sich doch um eine Negativauswahl, also alles andere, was nicht Glas und Papier ist. Ein Vorschlag wäre ein quadratische Öffnung oder eine die die sechseckige Dachfläche des Behälters zitiert.
Es wird deutlich wie einfach und kostengünstig eine solche Lösung geworden wäre. Trotz des etwas größeren Fertigungsaufwandes steht der Gewinn durch die grîßre Trennschärfe der einzelnen Abfallfraktionen wohl in einem guten Verhältnis zu den Erwarteten Mehrkosten. Leider sind die Entscheidunge anders gefallen. Dennoch ist eine Verbesserung möglich, wenngleich sie nicht ganz die ästhetische Qualität einer von vornherein sinnvollen Lösung erreicht. Die hier vorgestellte Lösung versucht folgenden Weg aufzuzeigen: Die Dachflächen der Behälter werden mit einer Folie beklebt, die erstens durch ihre Farbe die Wahl der Müllkammer unterstützt, aber vor allem durch die Betonung einer anderen als der tatsächlich Form der Einwurföffnung dem Benutzer erkennen lassen soll, in welche Kammer er sein Müll zu werfen hat. Dadurch wird weiterhin sichergestellt, dass die Art des vorgesehenen Mülls nicht ausschließlich in der Farbe kodiert ist (10% der männlichen Weltbevölkerung sind farbfehlsichtig) und durchaus gedecktere, ästehetisch anspruchsvolle Farben gewählt werden können.
Allerdings liegt hier auch ein Problem in der Farbauswahl: Während die Formen des jeweiligen Mülls auf Prototypen reduziert werden konnten, ist diese Zuordnung bei Farben eher schwierig. Glas könnte man vielleicht mit hellblau, grün oder gar braun assoziieren, Papier am ehesten mit weiß oder hellgrau, wobei hellgrau wohl zu indifferent erscheint und genauso gut Restmüll bedeuten könnte. Dieser wäre vielleicht auch mit rot, braun oder dunnklergrau zu kennzeichnen. Hier müßten Versuche mit Benutzern entscheiden.
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