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Stand: 2002-08-09 |
Serviceandere Leute über komische Räder
Der Rahmenbruch am Klapprad Nr. 4. - An der schwächsten Stelle, der Schweißnaht am Klappscharnier. |
Wer kennt sie nicht, diese wunderbare Gefährte aus der Hochzeit des Glaubens an das Automobil, welches damit zur Fahrt ins "Grüne" beladen werden sollte. Einrohrrahmen mit Scharniermechanismus, geschwungener Lenker, 20" Räder, Schnellverstellung für Sattel und Lenker mit Plastikflügelschrauben: kurz das klassische deutsche Klapprad! So beknackt ich diese Räder auch fand, so sehr faszinierten sie mich doch, weil ich sie als "Wegwerf-Räder" zu fahren plante, ich sie aber dennoch nicht wegwerfen konnte, auch wenn die Defekte kapitaler Natur waren. Daher erzähle ich hier nun die Geschichte insgesamt vierer Klappräder aus meinem Besitz, von denen sich zwei auch heute noch in meiner Sammlung befinden. Mein erstes Klapprad holte ich mir vom Sperrmüll (als dieser noch fester Bestandteil des Kalenders war), vor allem weil ich nie ein Bonanza-Rad besaß, aber "sowas ähnliches" haben wollte. Klappräder sind ja tendenziell hecklastig und wendig (beides des kurzen Radstandes wegen) und lassen sich in recht weiten Bereichen verstellen. Fahren wollte ich damit in "Fahrradkuhlen", was Bombentrichter im Wald sind, in denen das Fahren Spaß macht und so manches Fahrrad denn auch vernichtet wird. Einziges und teures Neuteil am ersten Klapprad war ein grobstolliger Hinterreifen, eben wie bei einem Bonanzarad! - Später kam von Sperrmüll sogar noch ein Hinterrad mit Dreigangschaltung dazu. Mit dieser Ausstattung machte das Fahren wirklich Spaß. Es kam auf nichts an und das Rad wurde geschunden ohne Rücksicht auf den eventuellen Verlust. Der drohte denn auch bald! - Der Einrohrrahmen aus Billigststahl war den Belastungen keineswegs gewachsen, verbog sich durch das Ziehen am Lenker und riss schließlich am Klappscharnier ein. Da half dann Onkel Jochen, der des Schweißens mit Strom und ummantelter Elektrode mächtig ist und das auch bei so dünnen Wandstärken hinbekam. Es wurde also ein zusätzliches Rohr eingebaut und die Risse geflickt und fertig war ein Klapprad mit Diamantrahmen - nun allerdings nicht mehr zum Klappen ... Eigentlich wollte ich das auch immer noch mal schön anstreichen, aber ich kam nie über den Rostschutz (mit Bleimennige!) hinaus. Ich fuhr damit noch eine ganze Weile, bis es mir geklaut wurde. - Mist aber auch ... Dafür fand ich bald ein weiteres Klapprad-Exemplar verdreckt im Wald. Es war grün-metallic und sah böse aus. Doch stellte sich heraus, dass zur Fahrtüchtigkeit nur die Ventile fehlten. Also wurde das Rad vom Schmutz befreit und diesmal gleich gestrichen (auch der möglichen "Fundunterschlagung" wegen, obwohl es in unserer Gesellschaft eher "Müllunterschlagung" gewesen sein dürfte). Es war ein bemerktenswertes Exemplar: 24" Räder und kein Klapp- sondern ein Zerlegemechanismus, im Hinterrad eine Duomatic. Das Zerlegen war ganz gut gemacht, so dass der Rahmen sogar ohne angezogene Schraube schon eigenstabil war. Außerdem war an der Zelegestelle im Rohr ein sehr ordentlicher Kontakt (Messing in einer Gummitülle gelagert) für die Stromversorgung des Rücklichtes vom Dynamo am Vorderrad. Hier zeigt sich der Vorteil von Rücktritt und Doumatic besonders deutlich: es gibt so wenig "Gedöns" am Rad, dass man es einfach so in der Mitte durchsägen kann! Diese Rad fährt heute noch, wenn auch ständig zu wenig Luft drauf ist, seit ich mich nicht mehr daraum kümmere ... Klapprad Nr. 3 ist mein Museumsstück. Es ist ein wirklich besonderes Schätzchen: 26" Räder und ein Blechpressrahmen sind wichtigsten Merkmale. Es ist sehr stabil und hat die ungewöhnlichsten Fahreigenschaften aller meiner Räder. Der Radstand ist kurz (nur wenig länger als bei einem 20er Klapprad) und die Räder dagegen riesig. Die restliche Ausstattung ist einfach, Blechschutzbleche und ein Blechgepäckträger machen das Gesamtbild perfekt. Mein Meisterstück dagegen sollte Klapprad Nr. 4 werden. 20", Doumatic, auch auf dem Sperrmüll gefunden und zunächst etwas lieblos zurecht gemacht. Dann wurde es doch häufiger gefahren und erstmal gestrichen (rot natürlich). Kurz darauf trat auch der erste größere Defekt auf, es brach die Tretkurbelwelle an der linken Seite dort ab, wo der Pedalarm mit Keil(!) befestigt war. Natürlich beim Anfahren an einer grünen Ampel, zum Glück ohne Unfall und irgendwelche Verletzungen (außer seelischer Natur vielleicht). Nun gut, ich baute ein modernes Tretlager mit Vierkant und Plastikhülle ein, kaufte auch neue (jetzt normal lange) Kurbeln und ein neues Kettenblatt. Danach fuhr das Rad wie neu (nebenbei entfernte ich den Gepäckträger, baute neue, breite Blech-Schutzbleche an) und alles war so lange gut, bis schließlich der Rahmen am Klappgelenk brach. Immerhin brach er nicht schlagartig durch, außerdem war ich nur wenige Meter von Zuhause weg. Also wurde das Fahrrad zu einem mir wohlgesonnen Betrieb mitgenommen und dort (von mir!) mit einer Mittelstange versehen und wieder nett zusammengeschweißt (Schutzgas, nicht zu dicker Draht, nicht zu wenig Strom, das geht relativ einfach). Jetzt war das ganze Rad wie neu und sozusagen "unklappbar". Alles neu gepinselt, wunderbar. Naja, jedenfalls so lange, bis mir der Lenker geklaut wurde! Eigentlich kein Problem (höchstens eines unserer Gesellschaft, in der sich Individuen finden die so blöd sind, Klappradlenker zu klauen), doch ist das Rad ja ein Klapprad. - Und da sind durchaus nicht alle Lenker mit einer Konusbefesting gemacht, und wenn sie die nicht haben, hat das Lenkerrohr schon gar nicht den Standarddurchmesser. So ist auch an meinem Exemplar der Lenker mit Klemmschelle um das Gabelrohr befestigt, also: passendes Rohr suchen und finden - Mist, nur in Edelstahl gefunden, ist ja eigentlich gut, aber schlecht zu schweißen, zumal es an einen von einem anderen Lenker abgesägten Vorbau aus Radaustahl soll. Ok, es gibt Schweißer, die machen auch das. Sogar so gut, dass es perfekt aussieht. Zudem streiche ich auch den Lenker rot. Alles wieder bestens. Ich baute noch ein Hinterradschutzblech mit Gummischmutzfänger an das Vorderrad, dann blieben die Schuhe auch bei Regen sehr sauber, außerdem kam noch ein selbstgemachtes nachleuchtendes Toplight an die Sattelstange (wurde zweimal geklaut). Ein wirklich immer perfekteres "Bahnhofsrad". Die geneigten Lesenden ahnen es schon, lange konnte auch dies nicht gut gehen, der Rahmen war einfach zu stabil geworden, das Rad schon zu perfekt, deshalb gab die nächstschwächere Stelle nach und die Tretlagerhülse brach vom Zentralrohr ab. Allerdings bemerkte ich den Bruch sehr früh, so dass die Hülse nicht komplett abbrach. Gut, also Schraubzwinge und Schweißgerät bemüht, Tretlager mit nassen Lappen gekühlt und die Bruchstelle geflickt. Da mir aber klar war, dass dies nicht lange würde halten können, brach der Hang zum Überdimensionieren durch und ich legte einen 10 mm Draht um die Tretlagerhülse, damit die Kräfte großzügig in das Zentralrohr eingeleitet werden konnten. Zugegeben, sieht etwas verwegen aus, ist auch nicht gerade Leichtbau, hält aber. Hält so gut, dass die Geschichten hier für's Erste zu Ende sind. Na gut, fast. - Ein kleines Fazit fehlt eigentlich noch. Wesentliche Vorteile des Rades und die Hauptgründe, warum ich es noch benutze sin seine recht große Diebstahlsicherheit und seine Einfachheit. Insbesondere die Duomatic besticht durch Funktion und Zuverlässigkeit, wenn sie doch nur keinen Rücktritt hätte ... Jedenfalls habe ich schon eine zweite Handbremse montiert ... mal sehen ... |
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