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VCD Wolfenbüttel, ADFC Wolfenbüttel
Stand: 2002-10-09

Inhaltsstruktur dieser Seite:

Kinder auf's Fahrrad mit Fahrrädern für's Kind
Kinder fahren selbst I: Die Heranführung an das Fahrrad
Kinder fahren selbst II: Der Roller
Kinder fahren selbst III: Das Laufrad
        (eigene Seite)
Kinder fahren selbst IV: Wie lernen Kinder das Fahrrad fahren?
Kinder fahren selbst V: Das Kinderrad
Kinder werden gefahren I: Anhänger für die Mitnahme von Kindern
        (Teilübersicht des Marktes;
        Erfahrungsbericht Lidl-Anhänger)
Kinder werden gefahren II: Das Anhängerfahrrad ("Trailerbike")
Kinder werden gefahren III: Die FAHR-MIT Verbindungsstange

 

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Kinder auf's Fahrrad mit Fahrrädern für's Kind

Kinder - insbesondere Kleinkinder - und Fahrräder werden auch heute noch gern als Widersprüche angesehen ("alles viel zu gefährlich"), obwohl inzwischen wieder ein leichter Trend zu "Rad und Kind" zu erkennen ist. Fahrräder können für Kinder als bloße Transportmittel dienen, aber auch als Freizeit- und Spielgeräte (womit das Rad keinesfalls abqualifiziert werden soll).

In Fahrradanhängern kann man Kinder sicher transportieren. Außerdem können Kinder auf Tandems oder sogenannten Trailerbikes mitfahren oder auf eigenen Fahrrädern wenigstens Teilstrecken allein zurücklegen.

Bevor man über Kinder und ihre Bedürfnisse redet, muss man sich allerdings klarmachen, dass Erwachsenen gerne alle Menschen unter dem Begriff Kinder subsumieren, die zwischen 0 und 14 Jahre alt sind. Während dieser Zeit und auch darüberhinaus bis ca. 17 oder 18 Jahren ändert sich der Mensch aber ständig und das auch noch relativ schnell. Insofern muss man beim Design von Gegenständen für Kinder die Entwichlung derselben weit stärker berücksichtigen, als dies beispielsweise im Strafrecht (mit 7, 14, 18, 21 Jahren) der Fall ist.

Daher verwenden die folgende Beschreibungen den Begriff Kinder oft zusammen mit Angaben in Klammer etwa "(bis 5 J., 35 kg)", womit genauer eingegrenzt werden soll, Kinder welchen Alters gemeint sind. Dies mag sehr technisch anmuten, dient aber letztlich der Menschlichkeit, weil es ermöglicht, die Technik genauer an den Menschen anzupassen und nicht umgekehrt verfahren zu müssen.


Kinder fahren selbst I

Die Heranführung an das Fahrrad

Bevor Kinder selbst auf einem für sie passenden, aber ansonsten "echtem", "gewöhnlichen" Fahrrad sitzen, ist eine Vorbereitung durch das Benutzen anderer Fahrzeuge sinnvoll. Es gibt ja allerlei, womit Kinder so fahren können: Bobby Car (kann man auch tunen!), Dreirad, Go-Cart (Kettcar), Roller und noch anderes. Die zwei sinnvollsten Vorstufen zum Rad fahren sind letztere: der Roller und spezielle "Vor-Fahrräder". Ein Dreirad kann übrigens sehr nützlich sein, um in Ruhe (also auf einem Fahrzeug, das nicht umkippt) das Treten zu erlernen. Das hieße dann: Gleichgewicht mit einem Laufrad und das Treten mit einem Dreirad trainieren. Dann braucht der Umstieg auf ein "Tretfahrrad" nur ein paar hundert Meter!


Kinder fahren selbst II

Der Roller

Der Roller ist der Klassiker der Kinderfahrzeuge. Er hat ein einfaches Konzept und ist in Grunde ebenso einfach zu fahren. Für kleinere Kinder bietet sich ein hinten zweirädiger Roller an (zu meiner Zeit war solcher aus Holz), doch ist heutzutage eher die "Kickboard" genannte Aluminum-Variante "in". Von diesen Gefährten halte ich zwar wenig, doch machen manche Kinder damit durchaus erste gute Erfahrungen. Später (jenseits vier Jahre) steigt das Verletzungsrisko durch die kleinen Räder und dem höher werdenden Schwerpunkt erheblich.

Ein sinnvoller Roller hat immer noch große luftbereifte Räder! Außerdem brauchen Roller zwingend eine gute Bremse, die meiner Meinung nach auf das Hinterrad wirken sollte, weil ein Roller eben doch durch das Stehen eine gänzlich andere Fahrdynamik hat als ein Fahrrad.

[Bild: CityBlitz]

Kinder fahren selbst III

Das Laufrad

Dieses Kapitel ist inzwischen wegen seines Umfangs auf einer eigenen Seite zu finden.


Kinder fahren selbst IV

Wie lernen Kinder das Fahrrad fahren?

Die Idee zu dieser Liste stammt von Werner Icking († 2001).


Kinder fahren selbst V

Das Kinderrad

Wie sehen gute Kinderfahrräder aus?

Bremsgriffe müssen an Kinderhandgröße angepasst sein.
Leichtgängige Bremsen wegen geringerer Handkraft.
tiefer Durchstieg
Alufelgen bremsen bei Regen besser
robuste Lichtanlage, Reflektoren, Klingel,
Abgerundete, gepolsterte Rohrenden verringern Verletzungsgefahr
Einfach bedienbare Schaltung, damit sich das Kind aufs Fahren statt aufs Schalten konzentrieren kann...
(erste Ideen von Norbert Perk und von mir)


Kinder werden gefahren I

Anhänger für die Mitnahme von Kindern

Da der Anhängermarkt inzwischen nahezu unüberschaubar groß ist, müsste dieses Kapitel sehr lang werden und ebenso unüberschaubar wie der Markt. Daher beschränke ich mich auf meine eigenen Überlegungungen und berichte insbesondere eigene Erfahrungen. Dieser Bericht entstand 2001 und wurde 2004 ergänzt.

Wie immer ist beim ersten Kind alles neu und fängt das Ausprobieren an. Trotz meiner Vorbelastung vom Lastanhängerbau fiel die Entscheidung zu Gunsten eines gebrauchten Burley Solo aus. Wesentliche Gründe dafür waren die schmale Bauform, der Schiebebügel und die leicht gegen ein Bugrad austauschbare Deichsel. Außerdem hatte der Vorbesitzer eine Babyschale sehr ordentlich eingebaut. - Als hinnehmbare Nachteile akzeptierte ich, die nicht "normalen" Räder mit Steckachsen und die fehlende Federung.

An das Rad gekuppelt wurde der Anhänger mit der wohl unübertroffen betriebssicheren und eleganten Weber-Kupplung. Allerdings ist die Kupplung mit Hinterbauständer recht teuer (ca. 100,- DM), noch dazu, wenn man mehrere Zugfahrräder damit ausrüsten muss, doch lohnt die Anschaffung allemal.

Der nahezu tägliche Betrieb ergab dann allerdings doch ein ganz anderes Bild von der Benutzung eines Kinderanhängers. Hatte ich vorher gedacht, man würde das Gefährt mit Kind drin und angebautem Bugrad auch mal schiebend durch die Stadt bewegen, kam dieser Fall nur selten vor. Zwar glaube ich immer noch, dass die Option "Anhänger = Kinderkarre" sinnvoll sein kann, doch habe ich dies Argument für mein Nutzungsprofil deutlich überschätzt. Damit fallen dann natürlich auch einige Argumente in Sachen Breite des Gefährts weg.

Der Burley Solo zeigte aber deutlich, wie gut ein Anhänger durchdacht und verarbeitet sein kann. So ist die Deichsel mit einem ordentlichen Bogen versehen, so dass man mit dem Zugrad schon einigermaßen enge Rechtskurven fahren kann, ohne dass das Hinterrad an der Deichsel anschlägt. Das Lichtraumprofil des Anhängers ist sehr schlank und er ist sehr leicht. Die fehlende Federung ist ein klares Manko, dass aber durch vorsichtige Fahrweise ausgeglichen werden kann. Das Kind sitzt sehr sicher in der hängenden Sitzkonstruktion und erfährt dadurch die Bewegungen des Anhängers erheblich gedämpft.

Wie schon angedeutet wurde der Anhänger nur sehr selten zur Karre umgebaut, so dass das Bugrad bald zu Hause blieb. Dennoch wurde der Schiebebügel oft benutzt, sei es um den Anhänger mal eben etwas um enge Ecken zu heben, während er ans Fahrrad gekuppelt war oder um den Anhänger allein zu manövrieren. Ich äußerte mich ja schon auf zum Thema Lastanhänger gegen die flachen Deichsel mit dem Kuppelpunkt an der Achse, weil sie das Schieben so unbequem macht. Da ist so ein Bügel eine sinnvolle Methode, einen Anhänger zu handhaben.

Die Weber-Kupplung ist von guter Qualität. Sie lässt sich hervorragend bedienen und macht einen stabilen und eleganten Eindruck. Eine universelle Kupplungsmimik, die jedes Mal neu an das Rad geschraubt wird, ist für mich keine Alternative.

Beim zweiten Kind wird man ja etwas ruhiger und weiß, was auf einen zu kommt. Daher habe ich versucht mir rechtzeitig einen Marktüberblick zu verschaffen, um einen neuen Anhänger zu kaufen. Für zwei Kinder sollte er passen, möglichts groß sein und gefedert, wenn es geht sollte auch eine Babyschale plus ein Kind hineinpassen ... Na gut, etwas zu viel der Wünsche. Letztlich kamen einige Typen in die engere Auswahl (Stand Frühjahr 2001). Hier die wertende Reihenfolge: Ritschie 2 von Weber (Vertrieb: Zweipluszwei), Burley Cub, Kid Car Comfort von Kid Car Company (früher: De Vogel) (Vertrieb: Zweipluszwei), Dolphin von Winther (Vertrieb: Zweipluszwei). Alle Anhänger kosten mehr oder weniger deutlich jenseits 1000,- DM; der Ritschie 2 ist auch als Lastanhänger sehr brauchbar, rechtfertigt also durch eine günstige Nachnutzung seinen Preis; Ritschie 2, Burley Cub und Dolphin sind gefedert; der Kid Car Comfort ist am größten, der Dolphin elegant und gut, aber viel zu teuer. Dies gibt einen ersten Eindruck, warum ich zu dieser Reihenfolge komme.

[Bild: Ritschie 2] [Bild: Burley Cub] [Bild: Kid Car Comfort] [Bild: Dolphin]
Ritschie 2
(Vertrieb: Zweipluszwei)
Burley Cub Kid Car Comfort
(Vertrieb: Zweipluszwei)
Dolphin
(Vertrieb: Zweipluszwei)

Nun gut, es sollte also zunächst ein Ritschie 2 (ca. 1500,- DM/767,- EUR) werden, obwohl mir die ungeschützten Räder mit Steckachsen nicht ganz so gefielen, schien er der beste Kompromiss, doch dann kam alles anders. Ganz anders. So anders, dass man es kaum zu sagen wagt. Ich kaufte nämlich im Frühjahr 2001 als Quasi-Spontan-Handlung einen Anhänger, der bei der "Weltfirma" Lidl angeboten wurde. Also der Abstieg ins unterste Preissegment. Ganze 279,- DM (143,- EUR) kostete das gute Stück, eine recht ordentliche Batteriebeleuchtung inklusive.

Das kann man doch nicht vergleichen, höre ich schon die Aufschreie, aber so einfach ist das nicht. Auch der Billig-Anhänger kann nun mal Kinder befördern, also ist er auch vergleichbar. Dieser erste Vergleich soll nun im Folgenden passieren.

[Bild: Little Van, von vorn]

Das Gefährt "Little Van", vertrieben von Lidl (inzwischen, 2004, sehr oft bei unterschiedlichsten Vertreibern zu finden, z. B. auch eBay für ca. 110,- EUR), ist eine recht einfache Stahlrohrkonstruktion, die einen flachen Rahmen mit klappbaren Seitenteilen und einer dann einzuschraubenden Dachstange hat. Die flache Deichsel kann unter den Rahmen geklappt werden. Die Räder sind gewöhnliche 20" Speichenräder mit Alufelge und einer Schnellspannnabe. In diesen Aufbau bzw. um die Rohre herum ist die Bespannung eingehängt, eingenietet, vernäht. Die Dachbahn wird in der Mitte durch die Schrauben der Dachstange fixiert und ist vorne wie hinten durch Klettband befestigt. Die Bespannung ist im Fußraum mit einer dickeren Kunststoffeinlage verstärkt, die Dachbahn und die Seiten werden durch mehrere eingenähte Fiberglasstangen stabilisiert. Die Seitenfenster sind schön groß. Die Frontscheibe ist aufrollbar, dann sind die Kinder durch ein Netz geschützt, das allerdings recht grobmaschig ist, aber Insekten zuverlässig abhält. Die Gurte sind 25 mm breit und bestehen aus je ein Hosenträgersystem mit einem gemeinsamen zusätzlichen Bauchgurt. Transpoertiert man nur ein einzelnes Kind, so kann es mit demselben Gurt auch in der Mitte sitzen. Die Innenbreite beträgt genau 60 cm.

An der Deichsel befand sich eine Universalkupplung, die ich durch eine Weber-Kupplung ersetzt habe. Die Universalkupplung ist vom Anhänger im Normalbetrieb nicht trennbar, man muss also jedes Mal den Mechanismus anschrauben (nur eine Schraube, handbetätigt), hat dafür aber ohne Anhänger gar kein Teil, das am Fahrrad verbleibt. Ich mag diese Kupplungen nicht, weil mir die Befestigung zu indifferent ist. Außerdem passt sie an Fahrrädern mit (von mir allerdings auch ungeliebtem) Rücktritt meist nicht einwandfrei, weil die Drehmomentstütze der Nabe im Weg ist. Dennoch kann man damit gute Erfahrungen machen (und nebenbei Geld sparen!) wie mir Familie Timmerkamp (ute.espendiller-timmerkamp@ePost.de) berichtete: "Unser Nachbar, seines Zeichens Meister und Schlosser in einer Fahrradwerkstatt, hatte eine gute Idee. Er versetzte den Bremshebel einfach mit der entsprechenden Schelle an die obere Rahmengabel des Hinterrades und montierte die Kupplung bombenfest mit zusätzlicher Schraube (für die er allerdings ein Loch in die Kupplung bohren musste) genau passend an mein Rad. Die Kupplung lässt sich jetzt zwar nicht mehr sofort lösen, aber wenn man den Anhänger sowieso öfter braucht, ist das Anbringen der Kupplung eher lästig, weil sie ja recht lose ist. Da unser Nachbar ein Sicherheitsfanatiker ist (Kinder gehören eh nicht in einen Anhänger), war ich mir absolut sicher, dass das Teil auch hält. Kostenfaktor: 9,- Material und 'ne Kiste Bier." - So geht es also auch, wie auf den Bildern von Familie Timmerkamp zu sehen ist: Dank zusätzlicher Schraube bleibt das schwarze Teil immer am Rad, die versetzte Drehmomentstütze ist gut zu erkennen.

Da meine Ausgangssituation durch den Besitz des Weber-Kupplungsteils am Rad eine andere war, blieb ich beim teureren Weg und bestellte einen passenden Deichselanschluss als Ersatzteil (35,90 EUR). Die Firma Weber-Technik baut die meines Erachtens besten Kupplungen für die Befestigung der Deichsel in Nabenhöhe, Die Kombination mit einem Fahrradständer ist überzeugend, es gibt aber auch eine Variante ohne Ständer. Der Anschluss an der Deichsel ist als Einzelteil für nahezu jeden Rohrdurchmesser lieferbar. Die Montage braucht nur geringes handwerkliches Geschick (Umgang mit Bohrmaschine und Schraubenschlüssel) und dauert nur Minuten. Die Freude mit der einfach zu bedienenden Kupplung währt dagegen jahrelang.

Zur Beurteilung des Fahrzeugs fangen wir mit den Nachteilen an: Der Anhänger ist nicht gefedert und hat keine feste Bodenwanne, die Bespannung mit Klettband zu befestigen, ist deutlich schlechter (wenn auch etwas praktischer) als die Gummizüge eines Burley z. B., außerdem ist die Bespanung durch ungeschickte Anordnung der Nähte im Dach nicht auf Dauer wasserdicht. Die Deichsel ist zu eng gekröpft, es fehlt ihr der Bogen, der die Burley-Deichsel so praktisch macht. Die Kupplung mochte ich wie schon gesagt nicht, obwohl sie gar nicht schlecht funktionierte, der Umbau auf den Weber-Anschluss machte den Wagen um genau ein Drittel teurer (rechnet man Kupplung am Rad hinzu wäre er sogar um die Hälfte teurer!). Das war es aber schon an schrecklichen Dingen. Der Rahmen aus Stahl ist nicht soviel schwerer, dass es schlimm wäre (ich bin ja ohnehin Stahl-Fan, weil man da noch mal was anlöten kann). Die normalen Räder, die vom Rahmen umgeben werden, gefallen mir gut (vielleicht kommt ja noch mal ein Nabendynamo dazu). Der Anhänger nimmt problemlos zwei Kinder auf und passt mit 88 cm Breite noch durch viele Türen. Es war eine Beleuchtung dabei und eine komplette Ausstattung mit Reflektoren. Wie man dies zu einem so geringem Preis überhaupt herstellen kann, bleibt mir ein Rätsel.

Im Alltag jedenfalls hat sich dieser Anhänger schon bewährt. Selbstverständich ist mir klar, dass andere Anhänger besser sind, doch ob sie wirklich den vier- bis sechsfachen Preis rechtfertigen, scheint mir ebenso zweifelhaft. Ich hätte ihn bezahlt, war mir sogar darüber im Klaren, dass ich den Preis zusätzlich zu dem "Lidl-Experiment" bezahlt hätte, wenn es missglückt wäre, doch das ist es nicht. Im Gegenteil, für meine Anforderungen, tägliche Fahrten mit Strecken um die 2 x (3 bis 5 km) zu machen, ist der Anhänger sehr gut zu gebrauchen. Er hat einen akzeptablen Stauraum hinter den Sitzen und ein Laufrad kann ich hinten angehängt auch mitnehmen.

Fazit: Für 360,- DM (184,- EUR) ein Kinderanhänger, der gut funktioniert und keine wesentlichen Abstriche in Sachen Sicherheit macht (keine feste Bodenwanne!). Die Hemmschwelle, einen solchen Anhänger zu kaufen ist ziemlich niedrig. Damit wird der umweltfreundlicher Kindertransport auf Kurzstrecken sicher stärker gefördert, als mit einer ausgeklügelten Konstruktion für den fünffachen Preis. Das soll nicht heißen, dass ich der Billigfraktion nach dem Mund reden wollte, das tue ich grundsätzlich nicht, auch wenn ich Billigprodukte gelegentlich ausprobiere. Wer mit Kindern viel im Anhänger unterwegs sein will, sollte eben doch ein angemesseneres Produkt kaufen. Für meine Ansprüche tut es der Lidl-Anhänger auch, allerdings war die Umrüstung der Kupplung für mich Pflicht.

Fast ein dreiviertel Jahr ist vergangen, Zeit für einen Erfahrungsbericht: Enge Rechtskurven sind ein Problem. - Je länger ich mit dem Anhänger hantiere, desto mehr wächst meine Abneigung gegen flache Deichseln. Das Rangieren in einer Stadt erfordert nun mal enge Kurven, auch rechts herum. Außerdem bin ich immer weniger der Meinung, dass flache Deichseln an einem insgesamt so leichten Anhänger wirklich fahrdynamische Vorteile bringen. Allerdings sind sie erheblich sicherer, wenn das Zugrad umkippt, das ist ein nicht bestreitbares Argument.

Die Regendichtigkeit hat sich als völlig unproblematisch erwiesen, wollte ich doch erst zum Silikon greifen, habe ich einfach mit dem Problem gelebt und den Anhänger bei Regen untergestellt oder einfach nur etwas schräg abgestellt. Dann nämlich - und erst recht während der Fahrt - ist er dicht, weil kein Wasser stehen bleiben kann.

Sehr gut sind die vom Rahmen umschlossenen Räder! - Sehr häufig mussten wir durch eine Dauerbaustelle mitten in der Stadt, mit all ihren Tücken (Absperrungen, Behelfsbrücken, Zusatzverkehrszeichen, Baucontainern usw.), die ein "Anecken" einfach unausweichlich machen. Während Räder auf Steckachsen leicht hängenbleiben könnten, ließ sich unser Anhänger durchwurschteln und um all die Ecken notfalls rumrutschen. - Auch der Weber-Kupplung gilt höchstes Lob. Einzig der Gummibalg rutscht beim Anfassen leicht aus der Nut und musste öfter wieder aufgezogen werden. Ansonsten ist das Gerät perfekt bedienbar und erscheint absolut zuverlässig.

Eine weitere Kleinigkeit sorgt für noch etwas mehr Freude am Fahren: Bei Toys R Us gibt es (Dezember 2001) genau dasselbe Modell von Anhänger für 564,- DM (289,- EUR)!

Hier noch ein Nachtrag zum Thema Sicherheit: Schon seit 1996 hat die Allianz Versicherung durch Tests recht deutlich demonstriert, dass Kinderanhänger den Kindersitzen sicherheitstechnisch überlegen sind. Mir ist zwar kein "wirklicher" Unfall (also mit Unfallgegner) passiert, doch bin ich natürlich mal gestürzt bzw. fiel das Rad mal um. In diesen Situationen zeigt sich natürlich die von mir nie bestrittene Überlegenheit der flachen Deichsel: Der Anhänger neigt sich nur ein bisschen nach vorn und das war's; er ist nie überschlagsgefährdet, obwohl ich das ganz am Anfang mal befürchtete und entsprechende Tests mit Kind in der Babyschale durchführte.

[Bild: Little Van, von hinten]
[Bild: Originalkupplung Little Van, Fahrradseite] [Bild: Originalkupplung Little Van, modifiziert]
[Bild: Originalkupplung Little Van, modifiziert] [Bild: Originalkupplung Little Van, modifiziert]
[Bild: Weber-Kupplung, Fahrradseite] [Bild: Weber-Kupplung, Anhängerseite]
  [Bild: Weber-Kupplung, gekuppelt]
   
  [Bild: Little Van, Deichselproblem]
[Bild: Little Van, von unten] [Bild: Little Van, mit Laufrad]

Die Situation Frühjahr 2004

Immer noch ist der Anhänger bei uns in Betrieb, auch wenn beide Kinder inzwischen Tretfahrrad fahren können. Manchmal ist ein Weg eben doch zu weit oder es muss schnell gehen oder es soll etwas mitgenommen werden, was nicht in Taschen oder auf den Gepäckträger passt. - Inzwischen gibt es aber auch neue Anhänger und anhand folgender Anzeige (wieder von Lidl) soll eine von mir bisher vielleicht etwas vernachlässigte Problematik dargestellt werden:

Werbung der Firma Lidl (2004-03-29)
aus der Werbung der Firma Lidl (2004-03-29)

Wie man sieht wurde der Anhänger stark dadurch verbessert, dass er nun über eine Alu-Bodenwanne verfügt. Auch der Rahmen ist nun aus Alu, doch ob dies wirklich ein Vorteil ist, bezweifle ich als alter Alu-Verächter natürlich. - Allerdings hatte ich bisher zwei technische Daten völlig ignoriert: nämlich das zulässige Gesamtgewicht von 40 kg und die Zuladung von 26 kg. Letztere ist natürlich viel zu schnell überschritten, da zwei Kinder durchaus mehr wiegen können, vom Lastentransport ganz zu schweigen.

Zwar würde ich schlicht sagen, dass der Anhänger auch größere Lasten verträgt, doch ist das natürlich nicht besonders stichhaltig belegt. Also fragt man sich woher die Einschränkung der Lasten kommt. Genau weiß ich es nicht, doch liegt die Vermutung nahe, dass es am (von mir ohnehin ungeliebten) Kupplungssystem liegt. Auch Weber-Technik bietet jetzt nämlich Kupplungen verschiedener "Gewichtsklassen" an. Der von mir benutzte Typ ist für 80 kg Anhängelast dimensioniert und ein neuerer, leichterer Typ für nur 40 kg. Die Lidl-Kupplung ist aber bestimmt schlechter als das einfachste Weber-Modell. Daher bin ich mir fast sicher, dass sie die Anhängelast beschränkt und nicht der Anhänger selbst.

Widersprüchlich ist natürlich auch die Abbildung in der Werbung, die den Anhänger beladen mit 36 Flaschen à mindestens 1 Liter zeigt. Macht mindestens 36 kg Zuladung. Mir ist klar, dass das rein gar nichts aussagt, aber es ist ungefähr das, was ich dem Anhänger für sicheren Alltagsbetrieb zutrauen würde.

Unabhängig von den Technischen Daten hat der Anhänger einmal mehr meine Empfehlung, vorausgesetzt man baut die Kupplung um. Bei nur moderater Preissteigerung (von ca. 33,- EUR) hat der Lidl-Anhänger eine erhebliche Verbesserung erfahren. Ein nahezu baugleiches Modell kann man bei eBay je nach Glück und Geschick auch für um die 120,- EUR erwerben.

Testfahrzeug Blue Bird (Stiftung Warentest)
Stiftung Warentest Testfahrzeug "Blue Bird" von Monz

Noch etwas: Im Test der Stiftung Warentest (Heft 5/2003) hat ein ebenfalls fast baugleicher Anhänger mit "gut" abgeschnitten. Liest man den Test (kann man für 2,- EUR auch online lesen bzw. herunterladen, was gut funktioniert, aber m. E. auch recht teuer ist) kann man auch Vergleiche zu weit teureren Modellen anstellen und bekommt außerdem heraus, dass der Anhänger seinerzeit für 370,- EUR eingekauft wurde und von der Firma Monz GmbH & Co KG in Trier vertrieben wird. Dort gibt es auch Zubehör wie Schiebegriff + Bremse + Vorderrad (zum Umbau als Kinderkarre) und Lastenaufbau (ein Geländer um die Wanne). Stiftung Warentest schrieb über den Anhänger (Originalzitat): "Billigster guter Anhänger; relativ leicht, auch gut als Lastentransporter nutzbar. Aber Kupplung lässt zu wünschen übrig.", was sich mit meiner Meinung deckt. Der Monz-Anhänger hat der Lidl-Version die Möglichkeit der Zubehörmontage voraus, das kann für eine Entscheidung wichtig sein. Also noch einmal: Anhänger bei Lidl (oder eBay/Monz) gekauft (120,- bis 179,- EUR), Kupplung bei Weber (85,- EUR, mit Ständer), macht für 205,- bis 264,- EUR ein tolles Gefährt. Weber bietet die Kupplungsumrüstsätze nun auch mit Online-Beratung ("Umrüstsatz-Sucher") an (da die Weber Web-Site mit Frames gemacht ist, kann ich keinen direkten Link anbieten, man muss sich dahin durchklicken). Übrigens habe ich weder Interesse daran, die Firmen Lidl, Monz und Weber-Technik zu fördern, noch besitze ich über ein Kundenverhältnis hinausgehende Kontakte zu oder gar Anteile von ihnen. Meine Hinweise dienen der Verbraucherberatung und der Förderung der Idee und Nutzung von Kinder-Anhängern!

Kinder werden gefahren II

Das Anhängerfahrrad ("Trailerbike")

Ein Trailerbike ist sozusagen eine Sattelschlepperkonstruktion aus einem Zugrad und einem speziellen "Auflieger". Dadurch, dass das nachlaufende Rad ebenfalls einspurig ist, muss die Verbindung zwischen Rad und Nachläufer Drehmomente um die Längsachse aufnehmen.

Vorteile eines Trailerbikes sollen sein, dass das Kind "beschäftigt" ist und wenigstens einen kleinen Beitrag zum Transport leisten kann. Außerdem kühlt es nicht so schnell aus wie in einem Anhänger in dem es nur passiv sitzt.

  [Bild: Trailerbike]

Kinder werden gefahren III

Die FAHR-MIT Verbindungsstange

Eine Alternative zum "Trailerbike"

[Bild: Mitfahrstange]

Während ein "Trailerbike" ein Spezialfahrzeug ist, das hinter einem normalen Fahrrad hergezogen wird, kann mit diesem Gerät der Firma Reis-Hartung GmbH ein gewöhnliches Rad für Kinder zu einem Anhängsel gemacht werden.

Das Vorderrad des Kinderrades wird dabei vom Boden abgehoben. Die Aufhängung am Zugrad ist kardanisch, also drehstabil, so dass sich das angehängte Kinderrad nicht gegen das Zugrad (um die Längsachse) verdrehen kann. Es hat somit in Kurven dieselbe Seitenneigung wie das ziehende Fahrrad.

Die Konstruktion soll für Kinderräder bis 20", Kinder entsprechender Größe (bis 35 kg, motorisch behinderte Kinder bis 25 kg) geeignet sein und an jedem Erwachsenenfahrrad dessen Sattelstütze 8 cm freie Rohrlänge bietet (für die kardanische Aufhängung) motiert werden können. Das Gewicht beträgt 3,5 kg, die Preisempfehlung des Herstellers ist 229,- EUR.

Solange das Kind selbst fährt, soll man die Stange am potentiellen Zugfahrrad transportieren können, so dass man keine zusätzlichen Einrichtungen für den Transport der Stange braucht. Ich habe mit der beschriebenen Konstruktion überhaupt keine Erfahrungen und sie nicht einmal in realiter gesehen. Die Idee finde ich aber sehr gut.

Die Fotos und Daten entstammen einem älteren Prospekt der Herstellerfirma, die inzwischen eine nette Web-Seite hat. Wenn mir jemand seine Erfahrungen mit dem Produkt kundtun möchte, wäre ich dafür sehr dankbar und würde das hier veröffentlichen! - Ich bin mir selbst noch unsicher, zwar finde ich die Idee sehr gut, doch ist der Preis nicht gerade so gering, dass man eine Stange "zum Ausprobieren" kaufen mag. Mal sehen ... wenn meine Kinder erst selbst fahren können, wird sich hier vielleicht auch über die Mitfahrstange ein Bericht aus erster Hand finden.

 

Der Aufruf zur Abgabe eines Kommentars fand Gehör! - Vielen Dank an Hans Friedrich Kammer (H.F.Kammer@gmx.de) für den folgenden Bericht:

Wir haben selbst einige Jahre lang die Mitfahrstange benutzt und sind ganz zufrieden damit. Man kann damit nämlich ganz gut die Zeit überbrücken, in der die Kinder zu groß für den Kindersitz und noch zu klein sind, um richtig mitzukommen. Wir haben allerdings niemals einen Kinderanhänger benutzt. Gerade beim bergauf Fahren ist es auch ganz nützlich, wenn das Kind mithilft beim Treten. Das Fahrgefühl war immer angenehm, auch bei größeren Geschwindigkeiten, etwas unebener Strecke und bergab kein Gefühl der Unsicherheit.

Ein paar technische Detail waren gewöhnungsbedürftig:

  • man muss die Sattelstütze exakt in der Dicke ausmessen und eine passende Plastikhülse bestellen, das habe ich bei uns versäumt, deswegen war die Montage und Demontage etwas mühsam
  • die Transporthalterung für die Stange am Erwachsenenrad (also für den Fall, dass man das Kinderfahrrad nicht schleppt, aber die Stange mitnimmt) passte bei uns nicht, wir fanden aber mit etwas Herumprobieren eine andere Lösung
  • die Beleuchtung am Kinderrad per Batterie (da angenommen wird, dass der Dynamo vom angehobenen Vorderrad angetrieben wird) fand ich überflüssig, da der Dynamo bei unserem Kinderfahrrad vom Hinterrad angetrieben wird.

Insgesamt habe ich also etwas mehr basteln müssen, als ich vorher dachte. Im Alltagsgebrauch (Kinderfahrrad befestigen / lösen und am Erwachsenenrad an-/abkoppeln) klappt es aber so schnell und reibungslos, wie der Hersteller sagt.

Der Preis ist auf den ersten Blick recht hoch. Dafür hat die Stange keine beweglichen Teile und wegen ihrer Stabilität eine sehr lange Lebensdauer. Nur einige billige Plastikteile müssen gelegentlich evtl. ausgewechselt werden. Die Stange überlebt also die normale Gebrauchsdauer von ca. 2-3 Jahren pro Kind um ein Vielfaches. Wir haben sie von vornherein gemeinsam mit Nachbarn angeschafft, die ein jüngeres Kind haben.

 
[Bild: Strichzeichnung: Mitfahrstange]

Außerdem gibt als Zubehör für diese Stange auch noch einen Einradanhänger, der sich die kardanische Aufhängung zu Nutze macht.


Stefan Brix
sx@brix.de

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